Vorgestern streikten in über hundert Ländern Schüler*innen für eine konsequente Umweltpolitik. In Deutschland streikten etwa 300.000 Schüler*innen in mehr als hundert Städten, darunter fiel auch Mainz.
Zum dritten Mal streikten hier Schüler*innen zusammen für eine verbindliche Klimapolitik. In Mainz begann der Streik um 10 Uhr am Hauptbahnhof. Dort versammelten sich über tausend Schüler*innen. Nach mehreren Reden ging es dann, entlang der Kaiserstraße, zum RaMa-Gymnasium. Unterwegs fiel Genoss*innen der linksjugend [‘solid] auf, dass unter den streikenden Schüler*innen auch der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling mitlief. Daraufhin nutzten diese das Megafon, um über dessen Präsenz aufmerksam zu machen und erklärten, dass dieser auch mit daran Schuld ist, dass wir zusammen streiken. Beispielsweise sind die Ticketpreise für Bus und Bahn immer noch unter den teuersten deutschlandweit und der ÖPNV ist immer noch in manchen Stadtteilen sehr schlecht ausgebaut. Daraufhin stimmten die Genoss*innen zusammen mit den Schüler*innen die Parole „Streik in der Schule! Streik im Betrieb! Das ist unsere Antwort auf eure Politik!“ an. Ebling war danach nicht mehr zu sehen, ob es an der Ansage lag oder an einem „wichtigen OB Termin“ ist unklar. Doch auch ohne den Oberbürgermeister blieb die Demonstration kämpferisch.
Unterwegs wurde immer wieder mit Parolen, aber auch in Reden, auf die Aussage von Christian Lindner (FDP) vor einigen Tagen eingegangen. Auch wurden zum wiederholten Male Parolen gegen die CDU und ihre Politik gerufen, als die Demonstrant*innen die CDU Parteizentrale passierten: „Wer hat uns verraten? Christdemokraten!“, „CDU Bonzenpack, wir haben euch zum Kotzen satt“.
Die Demonstration endete auf dem Gutenbergplatz, hier wurden drei Reden gehalten. Außerdem solidarisierten sich einige Fußgänger mit den Streikenden, indem sie Schüler*innen ansprachen und ihre Unterstützung ausdrückten.
Trotz der deutlich höheren Teilnehmer*innenzahl als bei der zweiten FFF-Demonstration, sehen wir den Schulstreik gestern in Mainz nicht als reinen Erfolg. Die anwesenden Schüler*innen stammen überwiegend von den Mainzer Gymnasien. Dies wurde auch durch die Demonstrationsroute deutlich, welche nur an Gymnasien entlangführte. Ebenfalls waren keine Azubis anwesend und es wurde im Vorfeld auch nicht auf die Gewerkschaften eingegangen. Dabei ist der Kampf gegen den Klimawandel auch ein Kampf für soziale Verbesserungen und gegen den Kapitalismus, welcher mit seiner Profitlogik unsere natürliche Lebensgrundlage nach und nach zerstört. Die Streiks dürfen nicht nur an den Gymnasien und Universitäten stattfinden, sondern müssen auch auf andere Schulen und vor allem die Betriebe ausgeweitet werden.
Des Weiteren ist uns aufgefallen, dass die Teilnehmer*innenzahl deutlich während dem Verlauf der Demonstration abnahm. Am Anfang nahmen schätzungsweise über 1.500 (manche sprachen von über 2.000) an dieser teil, von diesen waren aber auf der Abschlusskundgebung nur noch etwa 500-600 übrig. Auch sahen wir eine große Schwäche beim Inhalt der Reden, besonders zu Schluss. Hier ging ein Redner in seinem Beitrag darauf ein, dass wir auf unseren Luxus verzichten sollten und nicht drei Autos fahren sollten. Das viele diesen angeblichen „Luxus“ gar nicht haben, wurde verschwiegen. Auch wurde behauptet, dass wir alle die Wirtschaftschefs und Manager von morgen seien und es aus diesem Grund an uns liege, die Zukunft zu verändern. Dies war wieder eine völlige auf die Kopfstellung der realen Verhältnisse, in denen viele von uns leben. Die Wenigsten werden irgendwann in Spitzenpositionen von großen Konzernen sitzen und Entscheidungsgewalt über die Produktion haben. Außerdem liegt bei den aktuellen Problemen kein „Generationenkonflikt“ vor, bei dem die Klimakrise daher geschuldet ist, dass die Konzernchefs und Manager zu wenig über die Folgen ihres Handelns wussten oder nicht richtig ernst genommen haben. Unsere Wirtschaft ist auf Gewinnmaximierung aufgebaut, daran können und werden auch die Wirtschaftsbosse von morgen nichts ändern. Womit der Redner jedoch Recht hat, ist, dass es an uns liegt, genau das zu ändern. Was wir wirklich brauchen, um das Klima zu retten, ist ein Ende des Kapitalismus. Dafür müssen wir uns organisieren und gemeinsam kämpfen, um eine demokratisch geplante und ökologische Wirtschaft zu errichten, welche den Interessen von Mensch und Natur dient.
Trotz der angesprochenen Probleme sehen wir den Schulstreik vom 15. März dennoch als positive Fortführung der Proteste in Mainz an. Die Stimmung war immer wieder sehr kämpferisch und die Bereitschaft der Schüler*innen weiter zu streiken, wirkte hoch. Wir haben wiederum einige Flugblätter verteilt und gute Gespräche geführt. Wir werden uns auch weiterhin an der Fridays for future Bewegung beteiligen und uns für demokratischere Strukturen und ein antikapitalistisches Programm einsetzen.

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