Zweiter Schulstreik in Mainz

Am 15.2. streiken zum zweiten Mal Schüler*innen in Mainz für eine Klimapolitik im Interesse von Menschen und der Umwelt. Gegen 10 Uhr trafen etwa 600 Schüler*innen auf dem Hauptbahnhofsvorplatz ein. Damit folgten weniger Schüler*innen dem Aufruf, die Stifte nieder zu legen, als am 18.1. (1.600 Teilnehmende), dies kann aber vor allem auch darauf zurückgeführt werden, dass an zahlreichen Schulen mit Repressionen gedroht wurde, falls Schüler*innen nicht zum Unterricht erscheinen würden. Dennoch herrschte auf dem Vorplatz eine gute Stimmung. Viele Schüler*innen hatten wieder selbstgemachte Schilder und Transparente dabei. Einige Genoss*innen der inksjugend [‘solid] Mainz verteilten unseren Flyer mit unseren Forderungen und Vorschlägen für die Bewegung. Den Text des Flyers findet ihr hier.

Nach einem Redebeitrag ging es dann los in Richtung Rama Gymnasium. Unterwegs wurden immer wieder Parolen angestimmt wie „Brecht die Macht der Banken und Konzerne“, „Streik in der Schule! Streik im Betrieb! Das ist unsere Antwort auf eure Politik“ oder „Wir sind hier! Wir sind laut! Weil man uns die Zukunft klaut!“. Am Rama hingen einige Transparente aus den Fenstern, welche sich mit dem Streik solidarisierten. Dort wurde von der Schulsprecherin des Ramas ein Poetry-Slam vorgetragen, in dem unter anderem auch auf die Wurzel des Problems eingegangen wurde: den Kapitalismus. Nebenbei wurden auch immer wieder die Schüler*innen, welche sich noch in den Klassenräumen, zur Teilnahme an dem Streik aufgefordert, mit Parolen wie „Schüler lasst das Glotzen sein! Reiht euch in die Demo ein!“. Dies gelang, teilweise unter dem missbilligenden Blick der Schulleitung, und die Demo ging gestärkt weiter. Ähnlich ging es vor dem Frauenlob Gymnasium weiter.

Schüler*innen zeigen ihren Unmut vor der CDU Parteizentrale

Auch hier wurde eine Rede von einem Schüler gehalten. Danach ging es weiter in Richtung Landtag. Auf dem Weg führte die Demo auch an der Parteizentrale der CDU Rheinland-Pfalz vorbei. Hier stoppte der Demonstrationszug kurz und es wurden laut Parolen gerufen, um auch den Politiker*innen drinnen den Frust der Schüler*innen klar zu machen. Zum Schluss wurden dann noch Reden vor dem Landtag und vor der Anne Frank Realschule plus gehalten. Hier hielt unser Genosse Caspar einen Redebeitrag:

Liebe Schulkameradinnen, Liebe Schulkameraden, Es ist großartig, dass wir zum zweiten Mal so viele Schüler*innen sind, die heute ein deutliches Zeichen setzten. Uns reichst! Es muss endlich aufhören, dass unsere Zukunft an einige wenige verkauft wird! Gestern trafen sich Vertreter*innen der FFF Bewegung mit der Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Bei dem Treffen wich Frau Dreyer immer wieder unseren Forderungen aus. Für den Ausbau des ÖPNVs sei kein Geld da. Für ein kostengünstiges Ticket sei kein Geld da. Ja den Einfluss von Lobbyisten (das sind die, die der Regierung sagen, wie wichtig es ist, dass sie den großen Konzernen noch mehr Geld geben) verleugnete sie komplett! Dabei ist doch der Vorschlag der Kohlekommission ein Paradebeispiel, wie die Kohleindustrie Einfluss auf die herrschende Politik nimmt. Statt sofort dringende Maßnahmen zu ergreifen, wie den sofortigen Kohleausstieg, soll dieser bis 2038 hinausgezögert werden. Dazu kommt, dass diejenigen, die schon so ihre Taschen vollgestopft haben in dem sie den Hambacher Wald abgeholzt haben, jetzt auch noch mehr Geld von der Regierung fordern, um den Kohleausstieg zu finanzieren. Also um das klar zu stellen: RWE holzt ganze Wälder ab. Zerstört ganze Dörfer, um weiter Brandkohle abzubauen, verbrennt, diese und stößt somit tonnenweise Co2 in die Luft und jetzt sollen wir denen auch noch Geld dafür geben, damit sie damit aufhören?! Bei mir kam nachdem ich von dem Ergebnis dieses Gespräches gehört habe zwei Gefühle auf. Erstens: die Politiker wie Malu Dreyer nehmen uns nicht ernst. Für sie sind wir ein paar Schüler*innen, die was Nettes für das Klima machen, schließlich sieht ja auch ganz gut im Lebenslauf aus. Dazu sage ich: Ich tu das hier nicht damit etwas Schönes im Lebenslauf steht, sondern dafür, dass ich überhaupt eine Zukunft habe, um einen Lebenslauf zu schrieben! Das zweite war, der Eindruck, dass der Landesregierung unsere Anliegen am Arsch vorbeigehen. Immer wieder hat Malu Dreyer betont, dass das alles was wir fordern nicht umsetzbar ist und dass sie jetzt schon ihr Bestes tue. Dazu sage ich, dass die da oben erst dann merken, was wirklich notwendig ist, wenn wir denen ordentlich Feuer unter ihrem Arsch machen! Wir können nicht mehr drauf warten, dass die Herren da oben was unternehmen, jetzt liegt es an uns Hand anzulegen und die Sachen selber zu verändern! Zu Letzt möchte ich noch auf ein anderes für mich sehr wichtiges Thema eingehen. Nämlich warum wir streiken und warum es gerade richtig ist das wir streiken. Der Streik als Kampfmittel politische Forderungen durchzusetzen existiert schon seit Ewigkeiten. Aber gerade seit der Industrialisierung und der Entstehung der Arbeiter*innenbewegung nahm er eine immer zentralere Rolle ein. Der Streik als Kampfmittel wuchs im Lauf der letzten Jahrhunderte zu einem mächtigen Mittel. Mit ihm wurde beispielsweise der 8-Stundentag erkämpft. Zuvor arbeitete man teilweise 15 Stunden am Tag. Mit ihm wurde in vielen Ländern das Frauenwahlrecht eingeführt. Mit ihm wurde in Deutschland die Monarchie beendet. Ja, es wurde sogar der zweite Weltkrieg beendet. Klar werden wir mit unserem Streik jetzt nicht morgen, die Welt einmal umkrempeln. Aber stellt euch vor, was wäre wenn auch weitere Teile unserer Gesellschaft in unserem Kampf eingebunden werden. Wenn auch die Lehrer*innen streiken würden. Wenn auch die Arbeiter*innen in der Braunkohle streiken würden. Das alles passiert natürlich nicht von allein. Dazu müssen wir uns weiter vernetzen. Dazu müssen wir Schüler*innengruppen an unseren Schulen aufbauen und Diskussionen führen, darüber was sich alles ändern muss. Dazu müssen wir mit den Gewerkschaften und den Azubis reden. Alle Stifte stehen Räder stehen still, wenn dein Starker Arm das will!

Redebeitrag von Caspar
Unser Transpi „Raus aus der Braunkohle“

Geendet hat die Demo dann vor dem Theater, wo die Mainzer Band Hanne Kah ihren Song „Greta“ spielte. Insgesamt können wir sagen, dass zwar die Anzahl der Schüler*innen im Vergleich zum ersten Streik in Mainz nachgelassen hat, der Streik dafür aber umso kämpferischer wurde. Für uns bleibt es wichtig, dass die Strukturen der Bewegung weiter ausgebaut werden müssen, besonders an den Schulen selbst. Auch braucht es mehr reale Treffen, wo weiter Aktionen und Forderungen diskutiert werden. Daraus kann sich dann ein umfassendes Programm entwickeln lassen. Wir freuen uns auf den nächsten Streik am 15. März. Wir streiken bis ihr handelt! Kapitalismus überwinden und den Sozialismus erkämpfen!




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