Am 4.10.2018 wurde Mainz zum Schauplatz einer Demonstration für den Erhalt des Hambacher Forstes. Gegen 18 Uhr versammelten sich rund 130 Menschen am Hauptbahnhof um entschlossen und guter Laune gegen die Räumung des Forstes und die geplante Rodung zu protestieren. Aufgerufen hatte dazu die linksjugend [’solid] Mainz, unterstützt wurde sie dabei von der Ökosozialistische Initiative Mainz/Wiesbaden und @DIE LINKE. Mainz / Mainz-Bingen. Das Ziel war der RWE Premium Store am Kaiser-Karl-Ring, der als lokale Filiale des für die Räumung verantwortlichen Energieversorgers kritisiert wurde. Vor dem Start der Demo gab es einen kurzen Beitrag, bei dem Aktivist*innen des Hambacher Forst ein Grußwort an die Teilnehmenden richteten, begleitet von „Hambi bleibt!“-Rufen. Beim Laufen wurden Parolen wie „System change, not climate change“ und Brecht die Macht der Banken und Konzerne“ skandiert. Auf einer Zwischenkundgebung sprach Bruno Kern für das Netzwerk Ökosozialismus. Er betonte den Zusammenhang von Ökologie und einem Stopp der Rüstungsindustrie, sowie die Unvereinbarkeit von Nachhaltigkeit und kapitalistischer Produktion. Am Endpunkt angekommen gab es noch weitere Reden: Paul für die Linksjugend, der vor allem die Polizeigewalt thematisierte sowie die Enteignung von RWE forderte. Für die Aussage, dass Energie, Nahrung, Wohnraum, Bildung und Gesundheit allen zur Verfügung stehen müssen und keiner Profitlogik unterliegen dürfen, gab es lauten Beifall. Abgeschlossen wurde die Demonstration von einem Redebeitrag der Ökosozialistischen Initiative und dem Aufruf, am Samstag zur Anti-Kohle-Großdemo nach Buir mitzufahren. Gegen 19:30 wurde die Versammlung aufgelöst.
 
Hier dokumentieren wir unseren Redebeitrag von der Abschlusskundgebung:
 
Freund*innen und Genoss*innen,
wir sind heute zusammengekommen, um gegen die brutale Räumung und die Rodung des Hambacher Forsts zu demonstrieren. Bei dieser Räumung, die nur einer Sache, nämlich dem Profit des Energieriesen RWE, dient, zeigt der bürgerliche Staat sein wahres Gesicht. Die Presse lügt, indem sie friedliche Aktivist*innen als Terrorist*innen tituliert. Das Bundesland NRW setzt die 3500 Polizist*innen für ihre eigentliche Bestimmung ein, nämlich den Schutz von Privatbesitz an Produktionsmitteln.
Für diesen Schutz geht die Polizei mit äußerster Gewalt vor. Sie hat schon einen Toten zu verantworten. Und ja, sie trägt die Verantwortung für diesen Toten, denn wer Menschen mit Musik und Flutlicht terrorisiert, der nimmt in Kauf, dass Menschen die hoch oben in den Bäumen klettern, irgendwann nicht mehr die Konzentration erreichen können, die sie dafür brauchen.
Das Land NRW und der Konzern RWE haben Blut an ihren Händen. Ihre Politik ist auf Sand gebaut, die Braunkohle ist am Ende, der Umstieg auf erneuerbare Energie ist möglich und nötig. RWE stellt sich dem in dem Weg, obwohl der Kohleausstieg verhandelt wird, so wollen sie den letzten Rest Profit rausquetschen. Die herrschende Politik, die nicht in der Lage ist, ihre Klimaziele zu erreichen, wehrt sich nicht, nein, sie schützt das Eigentum eines Konzerns mehr als die Sicherheit von Menschen und die Zukunft unserer Umwelt.
Trotz dieser massiven Repressionen wächst aber gerade eine Bewegung heran, die sich gegen die Rodung des Hambi und für den sofortigen Ausstieg aus der Kohle stark macht. Sie mobilisiert täglich Hunderte zum Hambi und am Wochenende Tausende. Sie führt Solidemos in ganz Deutschland durch. Sie skandalisiert das Verhalten der Polizei. Und all dies ist legitim und notwendig! Deswegen tun wir dies auch.
Außerdem fordern wir, dass der Energieriese RWE verstaatlicht wird, denn Gesundheit, Wohnraum , Nahrung und auch Energie sind ein Recht für jeden Menschen und keiner darf damit Profite erwirtschaften, die nur Wenigen zugute kommen und viel mehr leiden lassen und die Welt, in der wir leben, immer mehr in Gefahr bringen, sondern die Interessen der Mehrheit der Bevölkerung durch demokratische Entscheidungen berücksichtigen.
Auch fordern wir, für alle die, die im Kohleabbau beschäftigt sind, Umschulungen, die sie nicht selbst bezahlen müssen, damit sie schnellst möglich im Sektor der erneuerbaren Energien beschäftigt werden können.
Wir fordern ein sofortiges Ende der Polizeigewalt und die Aufklärung aller Fälle von Polizeigewalt durch ein unabhängiges Gremium, bestehend aus Aktivist*innen und Deligierten von allen am Kampf beteiligten Organisationen.
 
Außerdem rufen wir dazu auf, am Samstag den 06.10. nach Buir zu kommen und dort ab 14 Uhr gegen die Rodung des Hambi zu demonstrieren!
 
Ich möchte diese Rede mit einem Zitat des irischen Sozialisten James Larkin beenden:
„Die Großen erscheinen groß, weil wir auf unseren Knien sind! Lasst uns uns erheben!“

 

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