Für den 5. August rief die rechtsradikale Partei Die RECHTE Südwest dazu auf, nach Alzey zu kommen, um sich „konsequent für deutsche Interessen“ einzusetzen. Diesem folgten ein kleiner, aber sehr aggressiv wirkender, Haufen von 17 Neonazis.
Ihnen gegenüber stellte sich das Bündnis „Alzey gegen Rechts“, welches maßgeblich von Die LINKE und dem DGB mitgetragen wurde. Auch die Antifaschistische Initiative Alzey organisierte eine eigene Kundgebung, an der sich 15 Mitglieder der linksjugend [‘solid] beteiligten. Insgesamt wurden die Neonazis von bis zu 100 Menschen lautstark übertönt.
In einem Redebeitrag von unserem Genossen Jasper stellen wir aber auch klar, dass der Kampf gegen Nazis allein nicht ausreicht:
„Wer vom Kapitalismus nicht reden will, muss sich über den Faschismus nicht wundern. Deswegen sind für uns Klassenkampf und Solidarität das einzige wirksame Mittel, um nicht nur diese Nazis, sondern auch jegliche Gewalt, Ausbeutung und Ungerechtigkeit endlich auf den Aschehaufen der Geschichte zu befördern.“
Bei der Abreise der Neonazis gelang es einigen Aktivist*innen diese noch kurzzeitig zu blockieren, was allerdings zu einer schnellen und sehr aggressiven Räumung durch die Polizei führte, wobei zum Glück niemand verletzt wurde. Generell war die Polizeipräsenz für Alzeyerverhältnisse sehr groß und die Beamt*innen den antifaschistischen Demonstrant*innen gegenüber sehr negativ eingestellt. Schon Stunden vor dem Beginn der Kundgebung führte die Polizei zufällige Intensivkontrollen durch, inklusive Ganzkörperabtastung, Taschenkontrolle und Abfotografieren der kontrollierten Personen. Erst wollten sie auch für das Mitführen einfacher Schals Platzverweise für die Alzeyer Innenstadt aussprechen, musste dies aber zurücknehmen.
Wir werten den Tag als Erfolg, bei dem die Nazis massiv gestört worden sind. So soll es auch in Zukuft sein, wenn sich die RECHTE oder andere rechtsradikale Kräfte nochmal nach Alzey trauen. Wir raten die Aktivitäten von Nazigruppen vor allem in kleinen Orten im Auge zu behalten. Es gibt kein ruhiges Hinterland!
Redebeitrag von Jasper
„Liebe Freundinnen und Freunde,
manch einer mag sich fragen, warum wir uns die Mühe machen hierherzukommen, uns drangsalieren lassen und unseren Samstag aufzubrauchen wegen 17 verirrten Rechtsradikalen.
Aber man darf sich nicht verschätzen: Anhänger von Splittergruppen wie DIE RECHTE gehören oft zu den radikalsten, aktivsten und gewaltbereitesten Mitgliedern der rechten szene. Und wir wissen inzwischen, dass diese Menschen sehr gut vernetzt sind: mit der identitären Szene, Nazis im Ausland, größeren Parteien wie NPD und AfD aber auch, wie wir wissen, mit Verbindungen in den Staatsapparat.
Und auch die Ideen, die von diesen Menschenfeinden vertreten werden finden teilweise sympathien bis weit ins bürgerliche Spektrum hinein. Das macht diese Leute extrem gefährlich, denn sie bilden praktisch die Vorhut einer wachsenden reaktionären Dynamik.
Und wir haben bereits die mörderische Energie gesehen, die schon vor der aktuellen Krise von dieser Dynamik ausgehen konnte.
Wir müssen deshalb alles tun, um Faschisten wie DIE RECHTE, III. Weg oder Identitären entgegenzutreten. Wir müssen alles tun, um ihnen ihre Demos zu vermiesen, ihre Strukturen zu behindern oder ihnen Kosten zu verursachen. Denn ihr Ziel ist die Zerschlagung der Arbeiterbewegung, und die Ermordung oder Vertreibung von Minderheiten, Gewerkschaftern und Linken. Dessen müssen wir uns bewusst sein.
Wir müssen uns aber auch bewusst sein, dass diese Ziele die Interessen der Herrschenden weitaus weniger behelligen als unsere eigenen. Das auch die Neonazis dieses System nicht bekämpfen, sondern dazugehören.
Wer vom Kapitalismus nicht reden will, muss sich über den Faschismus nicht wundern. Deswegen sind für uns Klassenkampf und Solidarität das einzige wirksame Mittel, um nicht nur diese Nazis, sondern auch jegliche Gewalt, Ausbeutung und Ungerechtigkeit endlich auf den Aschehaufen der Geschichte zu befördern.“